„Industrie 4.0 ist gescheitert!“ Mit dieser provokanten These überraschte Anders Lindt, Präsident der neu gebildeten Geschäftseinheit CODE bei Sandvik Machining Solutions. Denn eigentlich steht CODE für das komplette Gegenteil: Center of Digital Excellence. Was Lindh jedoch meinte, stieß bei den über 120 Teilnehmern des diesjährigen TDM User Days auf Wohlwollen: „Wir wollen nicht von oben herab unsere Kunden mit Millionenprojekten überfordern und überfrachten, sondern klein, pragmatisch und individuell in die Digitalisierung einsteigen und sie dann sukzessive ausbauen – mit spürbarem Erfolg für beide Seiten.“
Es könnte sich lohnen, denn Lindh verspricht mindestens 15 Prozent Verringerung der TCO, der Total Cost of Ownership – mit Potenzial für weit mehr. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Tübinger Softwarespezialist für das Tool Data Management, die TDM Systems GmbH. TDM Systems Geschäftsführer Peter Schneck konnte berichten, dass sein Unternehmen im Rahmen der Sandvik-Initiative eine Aufwertung zum Center of Excellence, verbunden mit erheblichen Investitionen in Manpower und Ressourcen, erfährt.
Die Folge: Einstiegslösungen für die Werkzeugverwaltung wandern in die Cloud. Vertriebsleiter Eugen Bollinger stellte TDM Cloud Line als dritte Variante des Produktportfolios TDM next generation vor. Damit wird potenziellen Anwendern, auch kleinen Betrieben, der Einstieg in die Werkzeugdatenverwaltung leichtgemacht. Denn in der Cloud lagern nicht nur die Daten – sowohl von TDM bereitgestellte als auch eigene – sondern das komplette Programm als Software-as-a-Service-Lösung.
„Das heißt, der Anwender benötigt nur noch einen Computer mit Internetbrowser, um zu starten“, verspricht Bollinger. Und ein Umstieg auf TDM 2017 oder TDM Global Line ist jederzeit problemlos möglich, da die dahinterliegende Technologie identisch ist. Alle Versionen werden parallel weiterentwickelt. So werde pünktlich zur Werkzeugmaschinenmesse AMB im September 2018 die neue Version TDM 2018 erscheinen. Übrigens mit zahlreichen neuen Schnittstellen, wie Patrik Nellinger, Leiter CAM Integration bei TDM Systems verriet.
Neuigkeiten hatte auch Produktmanager Volker Schwegler: So bringen die Module TDM Shopfloor Manager und TDM Machine Process Control (MPC) für TDM Global Line ein Höchstmaß an Transparenz auf die Fertigungsebene. „Jeder Benutzer kann sich seine Arbeitsumgebung mit Apps für seine tägliche Arbeit selbst zusammenstellen. Arbeitsplätze verwalten wir in Zukunft über Kostenstellen und sorgen so für Kostentransparenz.“
Erheblich investiert wird bei TDM Systems auch in Serviceleistungen. Das nationale und internationale Servicenetzwerk wird permanent erweitert. Weitere Mitarbeiter in China, Malaysia, Tübingen und USA wurden eingestellt und ausgebildet. In Indien wurde ein zusätzlicher Servicestützpunkt eröffnet. „Wir schulen unsere eigenen Mitarbeiter intensiv, um mehr Kapazitäten aus den eigenen Reihen heraus zu schaffen; vor allem setzen wir aber auf Remote- und Online-Services.“ Tagelange Schulungen seien ohnehin nicht mehr gefragt, Unterstützung wird genau dann zur Verfügung gestellt, wenn sie gebraucht werde. So produziere TDM Systems beispielsweise permanent neue Lernvideos und Webinare für die TDM Virtual Academy und bietet „Know-How on Demand“ an.
Zu Gast war der TDM User Day bei den GROB-WERKEN in Mindelheim. Eindrucksvolle Zahlen über das starke Wachstum von GROB in den letzten Jahren nannte Gastgeber und Abteilungsleiter Vertrieb Universalmaschinen Peter Hermanns. Um auch in den kommenden Jahren auf dem hohen Niveau bestehen zu können, hat das stark in der Automobilindustrie verankerte Unternehmen einen neuen Bereich E-Mobilität eingerichtet, der sich vor allem der Montage von Elektromotoren und Batterien widmet.
Eine immer wichtigere Rolle spielt auch bei GROB die Digitalisierung. Emil Nigl von der Abteilung GROB-NET4Industry stellt fest, dass man von neuerdings propagierten selbstlernenden Systemen noch weit entfernt ist. Zentrale Aufgabe sei es vielmehr, zunächst einmal die Kommunikation, sprich Vernetzung der aktuellen und älteren Maschinengenerationen zu realisieren, um Industrie 4.0 vom Hype zur Realität werden zu lassen. Daran arbeitet Grob intensiv auf allen Ebenen.
Was heute schon möglich ist, zeigten Einsätze von TDM 2017 bei Test-Fuchs, Hersteller von Testeinrichtungen für Flugzeugkomponenten, und Husky, Hersteller von Maschinen für die PET-Flaschenproduktion und Heißkanalsystemen. Während Dino Velagic von der Einführung von TDM im Rahmen eines Neubaus der Fertigung bei Test-Fuchs berichtete, zeigte Manfred Grundheber eine Fertigungszelle für die Produktion von Heißkanälen, deren Werkzeuge mit TDM verwaltet werden. Beide lobten, dass sich die pünktliche Werkzeugversorgung der Maschinen drastisch verbessert habe und Kosten reduziert wurden. Bei Husky jedenfalls plane man bereits die nächste Fertigungszelle mit TDM Software.